
Wohin zieht es ein Küstenkind, wenn es die Gelegenheit dazu hat? Natürlich…
Beim Näherkommen frischt der Wind auf. Ich kann atmen. Meine Lungen saugen sich mit salziger Luft voll. Glitzer legt sich schon von Weitem in meinen Blick. Und meine Beine? Bekommen plötzlich ein Eigenleben. Werden schneller und schneller.
Und dann liegt es einfach so da. Das Mittelmeer. Türkisfarben mit weißen Schaumkronen. Und mein Herz macht vor Freude einen Sprung.
Der Sand ist schwarz und heiß wie ein Backofen. Der Weg über den Strand – ein Tanz auf dem Vulkan. Eine Wohltat schließlich das kühlende Nass. Ich stehe einfach nur da und bin wunschlos glücklich. Jetzt darf die Zeit stillstehen. Jetzt!
Nur das mit der Wasserrettung haben die Römer noch nicht so ganz drauf. Wenn ich mir diese Rettungsboote anschaue, möchte ich lieber nicht untergehen.
Der Weg zurück ins brütende Rom fällt schwer. Aber er lohnt sich. Denn auf mich wartet der Kunstgeschichtsolymp – Sankt Peter.
Ich weiß, dass großes auf mich zukommt. Aber mit diesen Dimensionen habe ich nicht gerechnet. Und erst recht nicht mit ihrer Wirkung auf mich. Atemberaubend!
Gleich in der ersten Seitenkapelle: Michelangelos Pietà. Ich habe Gänsehaut, starre minutenlang auf die Skulptur. Wie versunken. Dabei ist sie im Verhältnis zu allem anderen winzig. Und doch so berührend. Ich kann mich nur schwer von ihr losreißen, um auch den Rest aufzunehmen.
Die Monumentalität und der Prunk erschlagen mich derart, dass ich irgendwann aufhöre zu fotografieren und nur noch staunend durch die riesigen Schiffe wandle.
Dass Rom auf Hügeln gebaut wurde, wird mir zum ersten Mal bewusst, als mich der Hunger zu meinem abendlichen Gourmethimmel führen will. Das Navi sagt: Bitte durch dieses Haus hindurch. Ich suche einen Weg drumherum. Fehlanzeige. Überall Felsen.
Zum Glück sieht eine ältere, grazile und sehr elegante Römerin mein Dilemma und bittet mich, ihr zu folgen. Gehorsam, doch ein wenig skeptisch gehe ich mit ihr mit. Sie geht direktemang auf das Haus zu, öffnet eine Tür nach der anderen und fordert mich schließlich auf, in den Fahrstuhl zu steigen. Jetzt wird mir doch anders. Im Fahrstuhl ist es eng und heiß. Ich lächle. Was bleibt mir anderes übrig? Und sie sagt mir, dass ich eine sehr schöne Frau sei. Ich habe einen Kloß im Hals. Der Fahrstuhl kommt zum Stehen. Sie reicht mir die Hand, streichelt sie und verabschiedet sich ausgesprochen höflich von mir. Ich habe das Gefühl, ich erinnere sie an jemanden. Die Tür öffnet sich und entlässt mich. Nur ein paar Meter vor meinem Ziel, dem Antico Arco.
Kulinarisch ist Rom ein absoluter Volltreffer. Jeden Abend anders. Jeden Abend zum Dahinschmelzen. Hausgemachte Tortelli gefüllt mit Kaninchen an einer Fenchel-Kümmel-Sauce. Unglaublich gut! Den Restaurantleiter freut’s.
Zurück geht’s noch einmal durch die charmant morbiden und doch so lebendigen Gassen des Trastevere. Die vielen kleinen Läden, Bars und Werkstätten haben Charme. Hier fühle ich mich wohl. Denn hier ist Rom noch echt. Straßenmusik gibt meinen inzwischen mehr als müden Füßen noch einmal einen Kick. Das Tiberufer ist ein Lichtermeer. Es sind diese Bilder, die ich mit in meine Träume nehme.
Buona notte!

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