
Ausschlafen in der Ewigen Stadt? Mein Körper sagt: JA! Mein Kopf aber will raus. Erleben. Genießen. Ich wühle mich aus meinen weißen Laken. Obwohl… einmal kuscheln geht noch. Denn die Vorahnung um die Hitze draußen lässt das klimagekühlte Drinnen auskosten.
Frühstück gibt’s natürlich in der Bar. Nichts anderes kommt in Frage. Und was für eine Liaison dieses Mal auf meinem Teller landet. Dolce mit Nutellainhalt. Wer da nicht süchtig wird.
Beim Schlendern durch die Straßen fällt auf: Fast jeder hat ein Handy in der Hand, auf das er alle paar Sekunden starrt, um dann unverhofft umzukehren und in die entgegengesetzte Richtung weiterzulaufen. Meinereins eingerechnet.

Es ist nicht einmal halb Zwölf und die 40 Gradmarke ist geknackt. Bei sengender Hitze durchs antike Rom. Die Zikaden hoch oben in den Platanen und Pinien des Parco del Colle Opio lachen mich in einer Tour aus. Doch der Blick von dort auf das Colosseum ist es wert.
Mich in die Schlange zwischen unzählige, schwitzende Menschen zu quetschen und dort unzählige Minuten auszuharren, dafür ist mir meine Zeit jedoch zu kostbar. Ich mache mich lieber auf den Weg – mehr zu sehen, mehr aufzusaugen, mehr zu erleben.
Und auf die Suche nach Wasser! Mit dem ist derzeit sicher ein Vermögen zu verdienen. Ich sollte in Wasseraktien investieren. In 24 Stunden Rom habe ich sicher schon gefühlte zehn Liter Wasser getrunken und postwendend wieder der Atmosphäre gespendet. Und Millionen anderer tun es mir gleich.
Rom im August ist die ideale Stadt für eine Diät. Nur Durst. Kein Hunger. Denn der kommt bei diesen Temperaturen garantiert nicht auf.

Unter einem schattenspendenden Baum gönne ich mir zur entspannten Musik einer Jazzcombo eine Auszeit und träume mich beim Blick über das Forum Romanum in eine andere Zeit. Der Wind, der über die antiken Ruinen weht, ist heiß, aber belebend.
Roms Verkehr ist dagegen weniger belebend. Vielmehr lebensverkürzend. Als Fußgänger muss man immer bereit sein, zu springen oder loszulaufen. Doch wenn man nicht penetrant losgeht, kommt man nie auf der anderen Straßenseite an, sondern stirbt an Hitzschlag. Die Rollerfahrer sind da sehr clever. Sie hupen permanent und fahren einfach drauflos. Vielleicht sollte ich mir eine Hupe zulegen?

Oben, hinter dem Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II – das die Römer gern kurz und knapp ihre Schreibmaschine nennen – gibt es ein wunderschönes, lauschiges Plätzchen für eine nächste Auszeit. Schattenhopping. Von dort habe ich einen grandiosen Blick auf die ollen Kamellen von anno dazumal und nur wenige Menschen verirren sich hierher. Herrlich! In dieser lauten Stadt, in der es hupt, brummt, rauscht und in allen Sprachen der Welt quasselt. Nur eben und zum Glück nicht überall.
Auf meinem Weg zum Pantheon gibt’s Mittag. Zum ersten Mal seit Jahren bestelle ich komplett auf Italienisch und halte mit der Barrista sogar einen Mini-Plausch. Geht doch. Und das trotz der fast schon frostigen Coolness der Römer. Gegen die ist der gemeine Fischkopp eine echte Quasselstrippe.

Absolut beeindruckend ist die Größe der Pantheonskuppel. Unglaublich, dass sie seit so langer Zeit trägt. 43 Meter Durchmesser. Bis 1700 konnte kein Baumeister es den Römern gleichtun. Ich hab mich unter das lichte Auge gesetzt und meine Augen zugemacht. Das Stimmengewirr ist enorm, hallt von jeder einzelnen Kassette wider. Sind Menschen in Kirchen sonst leise, scheint das für diese Kirche nicht zu gelten. Nicht auszuhalten. Darum fliehe ich vor den Menschenmassen.
Nächster Stopp: Trevi-Brunnen. Um den komme ich in dieser Stadt wohl nicht herum. Ein Versprechen einzulösen, lasse ich mich widerwillig fotografieren. Auch wünschen darf ich mir etwas. Schließlich habe ich für den Wunsch bezahlt. Mit einer über die Schulter geworfenen Münze. Heutzutage ist nicht einmal mehr das Wünschen kostenlos. Allerdings ist der meine wohl umsonst. Denn die Verlockung nach dem kühlen Nass ist zu groß. Ich kann einfach nicht widerstehen und berühre das heilige Wasser. Welch ein Frevel! Sofort pfeift mir ein Karabinieri mit der Trillerpfeife ins Ohr und beschimpft mich von wegen des Götterzorns. Und ich dachte immer, alle Italiener seien erzkatholisch. Schande auf mein Haupt.

Viele Italienerinnen haben echt Stil. Ich mag es, wie sie sich kleiden. Sehr weich. Sehr feminin. Sehr anziehend. Braucht es noch mehr Shoppinganimation? Für mich nicht. Also ab zum Shoppen. Schließlich bin ich dafür in genau der richtigen Stadt. 100 Anproben später trage ich stolz meine Beute durch die Gassen und lande zur Abwechslung mal wieder in einer Kirche.
Alles nur Fake, stelle ich hier fest. Denn in Sant’Ignazio di Loyola ist im Deckenfresko so manches Augenwischerei. Ein Gotteshaus mit Wow-Effekt. Amüsant sind vor allem die erstaunten Gesichter, wenn die Erkenntnis in ihnen aufleuchtet.

Und wieder ein guter Freundestipp: Das Etablì. Urig, rustikal, mit jeder Menge Shabby Chic und klasse Livemusik. Jazz- und Funk vom Feinsten. Ein echtes Kneipenwohnzimmer zum Wohlfühlen. Und das mitten im Herzen Roms, wo um mich herum die Tourifallen extrem aufdringlich um jeden Gast buhlen. Hier nicht. Und dazu ist die Küche top. Yes! Hier muss man mich raustragen.
Buona notte!

Kommentar verfassen