Bern, 10. August 2017


Last Time © Sandra Grüning

„Unsere Herzschläge gehören nicht nur unserem Körper. Wir betten sie in die Weite der Tage, und sie sind stets leise gerade an den Orten zu vernehmen, die wir zurücklassen müssen. Schreiben hat häufig mit den Orten zu schaffen, die man zurücklässt. Und mit dem Horchen nach dem eigenen Herzschlag.“ – Hermann Hesse

Und mein Herz schlägt laut beim Aufgang meines letzten toskanischen Tages. Noch einmal die Stille einatmen. Noch einmal in langen Zügen den einsamen Pool durchschwimmen. 

Während die Kilometer unter mir hinweg rollen und mich weiter und weiter in Richtung Norden bringen, weg vom la dolce vita der jüngsten Tage, fällt mir diese Erkenntnis meines Lieblingsgrüblers ein. Denn ein Teil meines Herzens hat hier in der Toskana Wurzeln geschlagen und meine Ohren hören es dort noch immer schlagen. 

In meinem Kopf herrscht heilloses Chaos. Alles ist auf verwirrende Weise miteinander verwoben. Englische, italienische und deutsche Gedanken purzeln munter durcheinander, vermischen sich mit unzähligen Bildern und Gefühlen.

Ich habe natürlich den einzigen Waggon ohne Klimaanlage erwischt. Während wir drinnen im eigenen Saft schmoren, geht in Florenz die Welt in einem gewaltigen Wolkenbruch unter. 

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich Zugfahren nicht leiden kann? Man begibt sich in die Hände von fremden Menschen und wird jedes Mal enttäuscht. Und am Ende muss man die Suppe, die einem andere eingebrockt haben, selbst auslöffeln. Und es ist egal, ob ich mit der Deutschen oder mit der Italienischen Bahn fahre.

Gleisdesaster © Sandra Grüning

Irgendwann – nach einer Bahnhofs- und Fahrkartenumschreib-Odyssee – sitze ich im Zug nach Bern. Vorbei am Largo Maggiore hebt sich meine Laune beim Anblick der Landschaft wieder. Wasser, Sonne, die sich auf der gekräuselten Oberflächliche in tausende Diamanten bricht und plötzlich die Berge. Wie grüne Giganten steigen sie vor mir in den Himmel auf. Schade, dass wir daran so schnell vorbeifliegen. Weit entfernt, scheint die Toskana bei diesem Anblick. So saftig grün legt sich die Landschaft vor mich hin, dass es in den Augen weh tut. 

Wie gegensätzlich waren dazu die vergangenen Tage?!

Mitgenommen © Sandra Grüning

Wenigstens bringt mich das Tempo meinem Ziel näher. Es gibt Menschen, die trotz 1200 Kilometern Entfernung in mir wohnen. Und mit jedem Meter wächst die Vorfreude. Auf das, was mich bei meinem nächsten Herzensmenschen erwartet. 

Diese Tage leben von Momenten, vom Augenblick, vom Jetzt. Für das Zurückschauen und Ordnen, für das Was, Wie und Warum, das Erinnern werde ich viel Zeit brauchen. Und Weite.

Doch erst einmal gilt es, in das Berner Leben einzutauchen, Spaß zu haben, Menschen kennen zu lernen, zu tanzen und zu flirten mit einer sehr attraktiven Frau. Das Berner Straßenmusikfestival ist für all das der beste Anlaufpunkt. 

Übrigens sieht in Bern ein Schlafzimmer so aus.  Sehr, sehr stylisch.

Schloft Guät!

Das hat Stil © Sandra Grüning

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