
Der Ausblick auf die Bucht ist ein Traum. Gleißend weiß leuchten die Hotels gegenüber in der Morgensonne. Was für ein Kontrast zum Türkis des Wassers.
Den Morgensport muss ich heute nervklemmtechnisch ausfallen lassen. Ausgenockt durch falsches Panorama-Stretching auf dem Balkon.
Zum Glück renkt sich alles schnell wieder ein, damit ich auch heute zu genügend Bewegung komme. Aber da mache ich mir keine Sorgen. Denn wer feiern kann wie die Laufmützen, kann auch rennen wie‘ne echte Laufmütze.
Die Strandpromenade Playa de Palma steht heute auf dem Programm. Endlich kommen wir dem berüchtigten „Kultururlaub“ mal ein Stück näher.

Im Bus zur Kathedrale, unserem Startpunkt, wird’s kuschelig. Und unser Busfahrer lässt munter weiter einsteigen, bis das Gefährt fast aus allen Nähten platzt. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen in so einen Bus passen. 75 statt geplanter 53. Atmen Sie bitte nicht bis Palma, möchte ich am liebsten ausrufen lassen.

Als ich wieder Luft bekomme, glitzert mich blaues Wasser an. Die Silhouette der Kathedrale beeindruckt durch ihre schiere Größe. Das Leben kann schön sein, stellt Steffen fest. Denn die Sonne und Palma sind ein Traum! Endlich treffen die vom Hotel seit unserer Ankunft prognostizierten Sommertemperaturen zu. Man muss also nur hartnäckig daran glauben.

Wir legen los. Endlos schlängelt sich die Promenade die Bucht entlang. Und dann dieses Meeeeeeer! Bis an den Horizont glücklich machende Weite. Doch im Gegensatz dazu auf der anderen Promenadenseite unzählige Bettenburgen und hässliche Betonbauten. Ein Kontrast wie Tag und Nacht.

In einem kleinen Hafen heben sich schwimmende Träume sanft auf und nieder. Freilich sind sie mit denen von Santa Ponça nicht zu vergleichen. Aber die Idylle verzaubert.

Langsam plaudernd nähern wir uns den berüchtigten Ballermann-Abschnitten. Da donnert ein Flugzeug über uns hinweg. Das fliegende Ungetüm ist zum Greifen nah. Kein Wunder, der Flughafen von Palma liegt nur einen Steinwurf entfernt. Die Landebahn beginnt praktisch fast hinter der Promenade. Ein super Grund, zu verschnaufen. Denn die Beine fühlen sich nach den zusammengerechneten 53,8 Kilometern – gehend und laufend – der vergangenen vier Tage allmählich wie Blei an. Mein Schrittzähler macht dagegen gerade Freudentänze. Und ich bin erstaunt, dass mein Körper dieses Pensum so locker wegsteckt. Lach.
Zwar sind die Temperaturen für diese Jahreszeit schön sommerlich, die Feierhochburgen Mallorcas sind dagegen absolut leer. Keine Menschenseele am Strand. Die Sangria-Buden allesamt zu. Wir sind die einzigen, die dort für ein Dasein-Beweisfoto posieren. Selbst der Abschnitt 6 gähnt vor Leere. Uns egal. Wir haben unser Ziel erreicht.

Raus aus den heiß gelaufenen Schuhen und rein ins erfrischende Mittelmeer. Was für eine Wohltat!
Na ja… Wir sind irgendwie ganz froh zur falschen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. So gehört er uns Laufmützen. Und alles ist schick. Darauf gönnen wir uns in einem der tausenden Cafés im besagten Distrikt ein Bierchen und eine Sangria. Alles ganz gepflegt natürlich. Nicht aus dem Eimer. Denn so etwas gibt es auf der Meile wohl nicht mehr.

Sogar das Essen kann sich sehen und schmecken lassen. Nach den 12 Kilometern Strandlauf könnte ich nach Obelix Art ein ganzes Schwein verdrücken. Ein leckrer Ensalada Caprese tut’s auch. Ich weiß, ist italienisch. Aber ich habe Heißhunger. Gemütlich in der Sonne sitzend hält es sich am winterlichen Ballermann 6 bei leiser Livemusik sehr gut aus.
Zurück geht’s mit dem Taxi. Wir sind zu faul und außerdem ruft mich die Sauna ganz laut. Drei von uns sind wirklich oberhart. Sie laufen die 12 Kilometer zurück nach Palma zur Kathedrale. Verrückt! Dagegen bin ich ja eine… Keine Ahnung…

Ein Höhepunkt wartet allerdings noch auf uns alle. Das Bett der Katze. Auch unter dem Namen Katzenberger bekannt. Sie hat im Bahia del Sol eine eigene Suite. Mit Schminktisch, rosa Sessel, rosa Vorhängen. Eben alles ein bisschen mehr rosa. Zur Zeit gehört sie jedoch Leitmützin Christina und dem Herrn Doktor.

Das Bett biegt sich gewaltig unter all den Laufmützen. Aber wenigstens können wir jetzt sagen: Wir haben uns im Bett der Katze vergnügt.
Mh! Ist aber auch nur ein Bett…
Bona nit!

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