
„Ich habe verfluchte Lust, glücklich zu sein und bin bereit, Tag für Tag um mein Portiönchen Glück mit dumpfem Eigensinn zu feilschen!“ (Rosa Luxemburg)
Was ist Glück?
Dem, der es für einen kurzen Moment eingefangen glaubt, den es auf Flügeln in Wohlfühlwunderwelten trägt, dem ermangelt es der Sprache, es in Worte zu fassen. Überreich ist er beschenkt, dass für den Glückseligen selbst alle Worte, die je gedacht oder noch erdacht würden, es nicht annähernd beschreiben könnten.
Für jenen Unglückseligen aber, der es ersehnt, der sich danach verzehrt, für den es unerreichbar scheint, für den gibt es nicht genügend Buchstaben im Alphabet, die Facetten des fernen Glückes, wieder und wieder sich auszumalen und neu zu erwünschen.
Es duftet nach Herbst, nach süßen Äpfeln, nach der Rinde uralter Bäume. Blätter tanzen wie Erinnerungen eines abgelegten, längst vergangenen Lebens über meinen Weg. Fortgeweht vom kalten Nordost. Nimmt er regenschwer das Grau dieser Tage mit sich. Lässt im Herzen bunte Bilder zurück. Nur die Narben bleiben. Reißen dann und wann wieder auf. Augen-Blicke rühren mich an. Sie kennen keine Zeit. Keine Wunden.
Du hast mein Herz berührt. Hast es sanft in deine Hände genommen und gestreichelt. Unter einem nachtkalten Himmel habe ich aus deinen Augen getrunken. Und habe geglaubt, einer dieser unzählbaren Funken zu sein, die in solch sternenvollen Nächten zu Tausenden sich ins Leben stürzen.
Einatmen.
Denn es ist eben jenes Leben, das an diesem Abend mit unbändigem Willen durch meine Schläfen rauscht, meinem Gefühl Flügel verleiht, der Angst den Platz in meiner Seele streitig macht.
Fallenlassen.
Du hast mich genommen wie ich bin, hast mich erkannt. Schon im ersten Augenblick. Hast etwas in mir funkeln gesehen. Im Verborgenen. Zeit hat es gebraucht, um tief in mir, Wurzeln zu schlagen, zu wachsen. Nicht nur für andere sichtbar, sondern für mich spürbar zu werden. So wie alles seine Zeit braucht, brauchten auch wir sie. Und Schmerz. Und Tränen. Und Einsamkeit. Und Kraft. Zu erkennen, was wichtig ist, was ein jeder von uns wirklich braucht.
Denn nur, indem ich meinen Weg ging, entstand in mir Frieden. Der Frieden mit den Dingen, auf die ich keinen Einfluss habe. Und die Gewissheit, dass alles so kommt, wie es sein muss.
Ich atme die Atmosphäre des bunten Lichtermeers, das zu meinen Füßen sanfte Wellen an den Strand wirft, tief in mich ein. Wie elektrisiert vibriert die Luft zwischen uns. Macht magisch, was wie verzaubert unsere Seelen aneinander legt. In jeder Zelle ein Feuerwerk entzündet. Blicke, die in die Welt des anderen fallen. Worte, die sanft berühren. Sich wie Balsam auf die Narben legen. Mein Kopf lehnt sich gegen deine Schulter. Als gehörte er dort schon immer hin. Zeitenstillstand. Und endlich Vertrauen. In das Jetzt. In das Morgen. In das eigene Gefühl. In dich. Aufatmen.
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