Dresden, 31. Mai 2018


Das Morgenmeer glitzert, als hätte jemand Diamanten darauf gestreut. Menschenleer genieße ich die Einsamkeit am Strand. Vorsichtig teste ich die Wassertemperatur mit den Zehen. Jepp! Frisch! Sehr frisch!!

Ich überlege kurz, einen Rückzieher zu machen. Doch die Abenteuerin in mir hat sich längst des Bademantels entledigt und stapft todesmutig in die frostigen Fluten. Überredet, denke ich und füge mich. Nicht ohne Schnappatmung.

Glitzermeer © Sandra Grüning
Glitzermeer © Sandra Grüning

Langsam tauche ich ein ins Glitzermeer, schwebe schwerelos durch das Funkeln, spüre das Glück bis in die Haarspitzen. Hier zählt nur der Augenblick. Die Aufregung und Vorfreude auf den heutigen Tag – für einen kurzen Moment weggeschwemmt.

Während ich mir zitternd den Bademantel überstreife und mich aufs Meer und mitten hinein in das Morgenglitzern träume, überschwemmen mich jedoch heiße Adrenalinschauer. Heute geht’s los. Das nächste Abenteuer wartet auf mich. Projekt: „Geburtstagsausflug nach Dresden“. Kaffeeklatsch mit der Verwandtschaft kann ja jeder. Aber einfach selbige mal stehen lassen und ausfliegen, um eine richtige Sause zu machen? Drei Tage lang? Das ist meine Mutter. Schließlich wird die liebe Mama nur einmal im Leben 70 Jahre alt. Und das muss gebührend gefeiert werden. Mit Schampus und Frauenkirche war ihr Wunsch. Inklusive Töchter, Schwager und selbstredend Mann/Vater/Schwiegerpapa.

Das kann ja heiter werden. Und heiß. Denn im Süden soll es noch einmal zehn Grad kuscheliger als auf meinem geliebten Eiland sein. Da reicht doch eigentlich der Bikini als Gepäck… Aber weil eigentlich eigentlich kein Wort ist, ist der Bikini wohl auch kein Gepäck. Die Frauenkirche bleibt damit sicher ein Tabu. Also doch der Koffer – inzwischen ein treuer Begleiter auf meinen Abenteuern.

Jetzt nur noch das Auto abholen. Denn ich bin unser Chauffeur. Mir wird himmelangst, wenn ich daran denke, meine ganze Familie durch halb Deutschland zu kutschieren. Aber ich habe mal von jemandem gehört, man wachse mit den Aufgaben. Und Angst sei ein Käfig. Darum kann ich nur hoffen, auch hieran zu wachsen.

Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist, hat Jean Paul einst gesagt. Und ich möchte leben! Und dieses eine Leben auskosten. Ich möchte die Welt sehen. Die vielen wunderschönen Orte. Ich möchte das Leben genießen. Es anfüllen mit Erlebnissen und Bildern. Meinen Horizont weit machen. Und wenn ich dafür Verantwortung übernehmen muss, soll es so sein.

Und es geht gut an. Die Stimmung ist dank Hans Hartz und Prosecco ausgelassen. Natürlich halte ich mich als Fahrerin an Hans Hartz, meine Familie eher an Prosecco. Und sieben Stunden später stehe ich bei brütenden 33 Grad staunend vor der Frauenkirche. Zum ersten Mal in meinem Leben.

Auferstanden aus Ruinen - Frauenkirche Dresden © Sandra Grüning
Auferstanden aus Ruinen – Frauenkirche Dresden © Sandra Grüning

Unfassbar schön! Und unfassbar, dass dieser Monumentalbau so viele Jahrzehnte ein bloßer Schutthaufen war. Was für ein Kraftakt, sie wieder so wunderschön herzurichten. Ich habe Gänsehaut. Und kann mich gar nicht sattsehen.

Selbst beim Essen im benachbarten Coselpalais kann ich meinen Blick nur schwer von der weißen Kuppel losreißen, die sich gegen den Abendhimmel abhebt.

Himmlisches Dresden © Sandra Grüning
Himmlisches Dresden © Sandra Grüning

Das Coselpalais ist übrigens zu empfehlen. Natürlich, so unmittelbar neben der Frauenkirche sehr touristisch. Aber die Küche ist zum Fingerablecken. Weißes Kalbsragout mit zweierlei Spargel. Köstlich! Genau das richtige Ankommen in dieser Stadt. Liebe geht durch den Magen. Und die Augen. Mitten ins Herz. Und in meinem hat Dresden schon jetzt einen Platz gefunden.

Dresden bei Nacht © Sandra Grüning
Dresden bei Nacht © Sandra Grüning

Ein Spaziergang durch die nächtliche Altstadt macht diesen Tag perfekt. Und ich bin glücklich, diese Glücksmomente mit meiner Familie teilen zu können.

Nacht ooch!

Null PS geht auch © Claudia von Schwarzkopf
Null PS geht auch © Claudia von Schwarzkopf

2 Kommentare zu „Dresden, 31. Mai 2018

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