
Die Promenade – wie ein schwarzer Tunnel liegt sie vor mir. Menschenleer um diese nachtschlafende Zeit. Das Leben hat sich nach drinnen verkrümelt. In kuschelige Wärme. Hinter dicke Vorhänge. Unter muschelige Decken voller Zweisamkeit. Der Vollmond trägt heute einen Hof, hängt im schwarzen Nichts wie ein blindes Spiegelei. Herbstzeitlos. Sanfte Wellen rauschen in mein Ohr. Das alte Laub an den Büschen raschelt leise im Wind. Und die Kronen der Kiefern raunen mir ihre Lieder zu.
Im Vorbeigehen an den erleuchteten Fenstern fliehen unzählige Bilder – vertraut und einst so selbstverständlich – durch meinen Kopf wie aufgescheuchte Katzen. Nachts sind alle Katzen grau. Hat einmal irgendwann ein Irgendwer gesagt. Dabei stimmt das gar nicht. Nicht alle sind sie nachtgrau und einerlei. Einige von ihnen schleichen sich mit leuchtend rotem Fell durch die stille Dunkelheit. Huschen über die glitzernden Steinplatten wie Schatten von Erinnerung zu Erinnerung.
Was mir von diesem Abend in Erinnerung bleiben wird, ist Lachen. Wunderbar befreiendes Lachen. Und Gespräche. Über das Leben und die Liebe. Über Professionen und Leidenschaften. Und Tränen. Über zerstörte Träume und zerstörte Länder, die einst Heimat faszinierender Kulturen und Städte waren. Und nun… zur Wüste gebombt, ausgelöscht sind.
All das hallt nach in mir. Auf meinem Weg durch die Nacht. Eine Flut von Bildern in meinem Inneren. Anders als die, die von außen auf mich eindringen. Und da ist sie wieder die flammend rote Katze. Bringt zum Vorschein – Verborgenes, Unanständiges, Vergangenes, kaum noch Wahres.
Hier, in der Dunkelheit ließ ich deine Hand los. Der Riss, der in diesem Moment durch meine Seele ging, ich spüre ihn noch heute. Ließ dich los. Um alleine zu gehen. Meinem Herzen zu folgen. Auf einem Weg, auf dem du mich nicht begleiten konntest.
Dabei hast du mich nie allein gelassen. Bist heute noch Kraft und Zuversicht. Selbst jetzt, da niemand da ist, der die Bilder dieses Abends mit mir teilt. Niemand, der meinen Herzschlag im Einklang wahrnimmt. Niemand, der meine Tränen sieht. Niemand, der in der Dunkelheit meine Hand nimmt.
Ich folge der roten Katze entlang der endlosen Linie der Laternen. Nehme jeden ihrer Erinnerungsfetzen, jedes ihrer hingeworfenen Bilder in mich auf. Während herbstzeitlos das Meer durch mich hindurch rauscht.
Berührt sehr!!
Danke Dir. Es ist schön, wenn jemand nachempfinden kann, was ich fühle.