Santa Ponça, 21 de febrero de 2018


Einfach nur grandios: Die Bucht von Santa Ponça © Sandra Grüning
Einfach nur grandios: Die Bucht von Santa Ponça © Sandra Grüning

Mandelblüten. Mandelblüten. Maaandeeelblüüüteeen. M-a-n-d-e-l-b-l-ü-t-e-n – Je häufiger ich dieses Wort wie ein Mantra wiederhole, umso exotischer kommt es mir vor. Was gar nicht so abwegig ist. Denn ich habe noch nie welche gesehen. Noch nicht… Das soll sich in ein paar Stunden ändern. Kaum zu glauben, dass ich schon wieder ein Flugzeug besteige. Nur der Mandelblüten wegen. Müsste ich jetzt schreiben. Aber natürlich nicht nur…

Ausgerechnet nach Mallorca verschlägt es mich dafür. Ein Reiseziel, das bislang nicht auf meiner Bucket List stand. Aber den Usedomer Laufmützen sei Dank, ist Malle nun doch darauf gelandet. Und ich hoffentlich auch… heile auf eben jener Baleareninsel, der Deutschen 17. Bundesland. Allerdings wollen wir uns nicht etwa, dem geballten Grölkonzertsangriarausch hingeben – hier gemeinhin Kultururlaub genannt -, sondern ausgiebig dem Laufen frönen. Und zwar durch die Mandelblüten. Mandelblüten…

Wenn’s doch nur schon so weit wäre. Doch wie sagte einst Konfuzius? Der Weg ist das Ziel… Und auf dem befinde ich mich immerhin schon. Mitten in der Nacht. Mit einem ganzen Haufen Laufmützen. Oder sagt man bei Laufverrückten Rudel?

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was auf mich zukommt. Vorbereitung? Dieses Mal nicht. Kein Auskundschaften via Internet, keine To Dos, keine vorher festgelegten Touren. Ich will alles auf mich zukommen lassen, mich darauf einlassen und allen Stress fallenlassen.

Sehr beruhigend: Gefühlt die Hälfte der Flugzeuginsassen leidet an ähnlich Freifall- und Katastrophenängsten wie ich. Ich bin also in bester Gesellschaft. Vor ein paar Tagen habe ich ein Video von einem wahren Comedian von Steward gesehen. Bei dessen Ernstfallanleitung vergisst jeder seine Panikatacke. Solch einen Steward könnte ich jetzt gut gebrauchen.

Gut enteist, ist halb geflogen © Sandra Grüning
Gut enteist, ist halb geflogen © Sandra Grüning

Die Sonne geht über Berlin auf. Die Knie sind beim Einsteigen leicht weich. Ein Skilehrer hätte seine helle Freude an mir. Untenrum schön geschmeidig. Das Fenster an meinem Platz ist vereist. Doch schon ein paar Augenblicke später trifft mich der Strahl des Enteisers mitten ins Gesicht. Und die Stimme unseres Dreamboy-Chefstewards säuselnd in mein Ohr.

Und dann dieser Moment, wenn das Flugzeug auf die Startbahn einbiegt, die Turbine aufheult, dieses Ungetüm mit seinen Stummelflügeln vom Boden abhebt und das Hirn zwischen Schädeldecke und Rückgrat schwebt – …

…aber über den Wolken muss die Freiheit…

Bei diesen watteweichen Wolken möchte ich am liebsten aussteigen und hüpfend wie Scrat, das Säbelzahneichhörnchen, beim Anblick seines nussigen Glücks in Pirouetten bis zu den Alpen hinübertanzen. Ein grandioser Blick auf diese majestätische Schöpfung.

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Staunenswert und wunderschön ist diese Welt © Sandra Grüning

Glücklich, den festen Boden wieder unter den Füßen zu spüren, hätte ich allerdings am liebsten selbigen geküsst.

Der Busfahrer scheint uns mit einer Ballermanntruppe zu verwechseln. Denn er bringt uns in den Genuss sämtlicher Hits bis uns allen die Ohren bluten.

Von der Begrüßung im Hotel können sich dagegen so manch deutsche Gästeherberbergen eine dicke Scheibe abschneiden. Denn dieses Willkommen ist nicht nur megalecker, sondern auch noch persönlich.

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Da macht das Ankommen Freude © Sandra Grüning

Wohin will ein Küstenkind, wenn es auf einer fremden Insel gelandet ist?

Natürlich ans Meer! Was für eine Frage… Das ist hier zwar nicht mit dem wunderschönen Heimatmeer vergleichbar, trotzdem heißt es: Probieren, geht über studieren. Also Schuhe aus und Füße rein. 14 Grad Wassertemperatur sind nur kurz ein Schock für abgehärtete Küstenkinder. Und für alle Eventualitäten haben die Laufmützen ja ihren Bademeister ohne Grenzen dabei. Der winkt uns ganz sicher aufmunternd von seinem Baywatch-Hochstand aus zu, wenn uns im frühlingsfrischen Mittelmeer die Schnappatmung überkommen sollte.

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Auch wenn er das Laufen hasst, geht er für uns über seine Grenzen: Team-Doktor Gründling, Matthias © Matthias Hemmerling

Doch gilt es heute nicht nur die Fußanbadesaison zu eröffnen, auch den Himalaya von Santa Ponça erklimmen wir Treppenstufe für Treppenstufe für Treppenstufe für Treppenstufe für Treppenstufe…

Die Zunge bleibt zwar irgendwo auf der zehntausendsten Stufe auf der Strecke und die Waden und noch ganz andere, ungekannte Muskelregionen machen sich mit Brennen bemerkbar, doch der Blick über die Bucht von Santa Ponça ist ein Traum.

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Yes! © Sandra Grüning

Inklusive Zitronenbäumen und gemeinen mallorquinischen Gartenclowns in deutschen Finka-Vorgärten.


Und was mich ganz besonders federleicht macht: Zum ersten Mal in meinem Leben spielt es für mich keine Rolle, wer neben mir geht, neben mir sitzt, neben mir seine Füße ins trübe Nass setzt, wer mit mir spricht oder lacht – und ich habe unglaubliche Lachtränen vergossen. Mit jedem einzelnen hatte ich Spaß! Jeder einzelne hat mich neugierig gemacht! Jeder einzelne hat diesen Tag reich gemacht!

Bona nit!

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Was für ein wunderschöner Tag! © Matthias Gründling

2 Kommentare zu „Santa Ponça, 21 de febrero de 2018

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  1. ..zum „Einstieg“ wäre vlt. der Aufstieg auf den Calvarienberg in Pollença mit seinen nur 365 Stufen ( am anderen Ende der Insel) nicht so mühsam gewesen, auch mit herrlichem Ausblick..aber viel Spaß noch im Mediterranen..“ unsere Insel “ daheim ist heut in Schnee gehüllt..

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