Åsljunga 2021-9-14


Die berühmte Odåkra Spritfabriken © Sandra Grüning

Früher wurden auf dem 20.000 Quadratmeter großen Gelände feine Geister gebrannt, heute sind hier kleine, aber feine Läden, Galerien und Cafés zuhause. Der Aquavit aus den Ödåkra Spritfabriken war um 1900 weltberühmt. Uns lockt vielmehr das, was in den alten Fabrikhallen heute offeriert wird. Gespannt stehen wir vor dem großen, gelben Backsteinbau, dessen Eingangstor uns verschluckt wie ein großer Wal. Die Atmosphäre ist besonders. Eine Mischung aus Kunst, Chaos und Industrial Design.

Industrial Design trifft auf Keramik-Junkies © Sandra Grüning

Gleich im ersten Laden schon schlägt unser Interieurherz bis zum Hals. Verfallen wir etwa bereits auf den ersten Metern dem Kaufrausch? Die Inhaberin kann sehr gut Deutsch und plaudert darum munter drauflos. Wir sind von den schnieken Dekorationen hingerissen und bringen die Kreditkarte zum Glühen. Allmählich verfalle auch ich den keramischen Sehnsüchten meiner Freundin. So wunderschöne Dinge wollen doch schließlich gekauft, bestaunt und genutzt werden, denke ich und träume von Kaffeegenüssen aus grünem Porzellan und Kaffeeschnuten mit Milchschaum. Mhhhh…

Da macht das Einkaufen Spaß © Sandra Grüning

Wir schlendern durch die großen Hallen, staunen mit neugierigen Augen über Altes und Neues, Witziges und Schräges und erbauen uns unser Traumhaus aus shabby schickem Altmobiliar. Es ist großartig, was findige und kreative Menschen aus einer alten Fabrik alles machen können. Zwischen Kunst und Kitsch, Second Hand und New Shit.

Zwischendurch eine kleine Stärkung im Två Systrar, was so viel heißt wie Zwei Schwestern und sich als köstliche Cafeteria samt Bäckerei herausstellt. Hier nun endlich komme ich zum Verköstigen eines Smörgås. Wörtlich übersetzt, handelt es sich um nicht viel mehr als ein Butterbrot. Aber in Wirklichkeit sind die Smörgåsar alles andere als schnöde Stullen mit Butter. Natürlich befindet sich auf der Scheibe Roggenbrot auch Butter. Aber der darauf befindliche Belag kennt keine Kreativitäts- oder Geschmacksgrenzen. Wurst, Käse, Fisch, ein ganzer Supermarkt aus Crevetten, Gemüse und Mayo-Variationen landen gestapelt on Butterbrottop. Ich entscheide mich für ein mit Köttbullar und Rote Bete-Salat überhäuftes Smörgås. Und schwelge anschließend in der Spätsommersonne im Smörgås-Himmel.

Smörgås mit Köttbullar © Sandra Grüning

Jetzt kann es weitergehen mit dem Bummel. Im nächsten Geschäft schauen meine Freundin und ich uns nur kurz an und bekommen vor Begeisterung Pipi in die Augen. Wir sind im Geschirrhimmel gelandet. Die Storechefin ist ob der Teller und Tassen, die wir zum Verkaufstresen tragen ganz aus dem Häuschen. Wir auch. Denn jedes Regal kredenzt uns schöneres Ess- und Trinkvergnügen als das vorherige. Wer hier nicht zum Keramik-Junkie wird, ist fürs Kloster gemacht.

Im Shoppinghimmel © Sandra Grüning

Aber die Schweden können nicht nur Keramikkunst. Sie können vor allem auch Gartenkunst. In unserer Nachbarschaft haben wir ja schon mitbekommen, dass die Schweden für ihr Leben gern Gärtnern. Wobei das Rasen mähen, ihre absolute Lieblingsbeschäftigung zu sein scheint. Wann immer wir an einem Haus mit Garten vorbeikommen, irgendjemand mäht immer den Rasen. Wahlweise lassen sie auch ihre Rasenroboter an das geliebte Grün. Aber am liebsten stehen sie wohl selbst am Rasenmäher. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Schweden wunderschöne alte Schlösschen mit noch schöneren Rasenflächen ihr eigen nennen.

Ein Rasenträumchen © Sandra Grüning

Zwei dieser Schlösschen haben wir uns einmal aus der Nähe besehen.

Krapperups slott © Sandra Grüning

Das Krapprrups slott – ein wunderschönes, altes Herrenhaus mit einem bezaubernden Schlosspark. Nicht nur England kann also Gärten. Natürlich gibt es eine riesige Rasenfläche. Aber auch der Rosengarten ist nicht zu verachten, um nicht zu sagen, charmant und pittoresk. Noch heute ist das niedliche Herrenhaus mit den weißen Sternen aus dem Jahre 1790 bewohnt. Da möchte ich doch gern mal Schlossmaus spielen und hinter die Schlossmauern schielen. Die Sterne auf der Fassade beziehen sich übrigens auf den Namen der Besitzerfamilie Gyllenstierna, die schon bei Hamlet mitgefochten haben.

Rosenduft liegt in der Luft © Sandra Grüning
Sofiero © Sandra Grüning

Das zweite Traumschlösschen, dessen Garten wir durchwandeln, ist der des ehemaligen Sommerschlösschens der schwedischen Königsfamilie, Sofiero, in der Nähe von Helsingborg. Ein echter Gartentraum, kaum menschenbevölkert, erwartet uns denn auch. Ich habe noch nie so viele, blühende Blumen auf einem Fleck gesehen. Wildblumen, Kräuter, Gemüse kann offensichtlich ebenfalls in den schönsten Farben blühen, Sonnenblumen und jede Menge Dahlien. Ich wusste nicht, dass es so viele unterschiedliche Dahlienarten gibt. Jetzt bin ich schlauer und um ein paar bunte Bilder in meinem Kopf und auf meinem Handy reicher.

Die 30 Gärtner von Sofiero müssen im Siebten Himmel sein. Nicht nur wegen der Blumenpracht. Tag ein, Tag aus Rasen mähen – Ein schwedisches Träumchen.

In Helsingborg ersteigen wir zuallererst den Berg zum mittelalterlichen Turm Kärnan, dem letzten noch erhaltenen Überrest der alten Festungsanlage. Der Blick von dort über die Hafenstadt ist beeindruckend.

Wieder unten in der Altstadt angekommen, sind wir doch ein wenig enttäuscht über die Eintönigkeit der Geschäfte und Restaurants. Ich habe ein bisschen das Gefühl in Bella Italia gelandet zu sein. Nur ohne das Bella, dafür aber mit vielen italienischen Restaurants. Offenbar stehen die Menschen aus Helsingborg auf Burger in italienischem Ambiente. Nicht so ganz das, was wir erwartet haben.

Ich liebe Häfen © Sandra Grüning

Dafür ist der Hafen mit seiner Flaniermeile vorbei an schicken Bötchen und noch schickeren Yachten umso sehenswerter. Die Menschen tummeln sich auf und neben den Schiffen in Bars und Freiluft-Bistros. Der Blick über das Mastenmeer und die moderne Architektur versöhnt mich und lässt mich den Abschluss dieses so shopping- und blütentollen Tages mit Zufriedenheit genießen.

Der Himmel im See © Sandra Grüning

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