Weihnachtswunder


Wie ein Licht in dunkler Nacht © Sandra Grüning
Wie ein Licht in dunkler Nacht © Sandra Grüning

Ein wenig ängstlich, aber neugierig traten die drei Jungen in den heruntergekommenen Schuppen hinter dem Bahnhof. Sie wussten nicht recht, wie sie hierher gekommen waren. Denn eigentlich sollten sie längst zu Hause sein. Es war schon dunkel und die Bescherung wartete auf sie.

Aber aus irgendeinem Grund standen sie nun hier, in dem dunklen Eingang einer notdürftig zusammengezimmerten Bretterbude. Vielleicht war es das flackernde Werbeschild über ihren Köpfen, das sie hergeführt hatte. Vielleicht war es auch einfach nur der Entdeckerdrang gewesen.

Der Raum, in den sie eintraten, war winzig. Und es roch nach modrig muffigen Kleidern. Ein altes Sturmlicht beleuchtete mit seiner rußenden Flamme ein schäbiges Sofa. Darauf saß eine Frau. Ihre Kleidung schien aus einer anderen Zeit. Zumindest aber aus einer anderen Welt. Sie lächelte und schaute die drei Jungen mit freundlichen Augen an. Neben ihr stand ein Mann. In seinen Händen hielt er eine Decke, die er der Sitzenden um die Schultern legte. Liebe lag in seinem Blick. Die Frau nickte ihm dankend zu und legte ihren Kopf an sein Bein.

Erschrocken starrten die Jungen die beiden an. Sie wagten kaum zu atmen. „Kommt näher“, lud der Mann sie ein. „Ich bin Josip. Und das ist meine Frau Maria.“

Ein tiefer Frieden ging von dem Paar aus. Die Jungen vergaßen ihre Angst und traten an das Sofa. Da lüftete die Frau, die Maria hieß, ihren Überwurf und zeigte ihnen einen kleinen Jungen. Liebevoll wiegte sie ihn im Arm. Der Kleine war vollkommen nackt; nicht einmal eine Windel hatte er an. Doch ein Licht ging von ihm aus – ein Leuchten, das den ganzen Schuppen mit einer wunderbaren Wärme erfüllte. Vergnügt gluckste der kleine Kerl in die Nacht. Und seine Mutter strahlte auf ihn hinunter, ein leises Lied vor sich hinsummend. Gebannt beobachteten die drei das kleine Wunder, das sich dort vor ihren Augen abspielte.

Und plötzlich rannten sie davon. Ein jeder in eine andere Richtung.

Aber es dauerte nicht lange und sie kamen mit ihren erstaunten Müttern und Vätern zurück. Die drei Jungen hatten ihnen von dem Kind erzählt und sie angefleht, mit ihnen zu kommen. Und sie waren gekommen; hatten Decken, Kerzen, warme Getränke und vieles mehr mitgebracht.

Voller Ehrfurcht standen sie nun alle um die kleine, fremdartige Familie herum. Einer der Väter stimmte ein Lied an. Und nach und nach fielen die anderen mit ein – bis der Verschlag erfüllt war vom Gesang ihrer Stimmen.

Und es wurde Weihnachten. Denn ein Kind war geboren.

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