Lichterfontänen


Farbwelten © Sandra Grüning
Farbwelten © Sandra Grüning

Manchmal ist das Leben einfach nur schön! Knallbunt schillert es in den schrillsten Farben. Erfüllt mich mit sattem Rot, kräftigem Blau und saftigem Grün. Und übersät zuweilen sogar einen Dom mit Blumen. Mitten in der Nacht. Ranken weiße Unschuldslilien über Säulen und Gesimse, über Kuppeln und Portale. Einzig, um die Welt und mein Leben ein Stück lichter zu machen.

Und auch, wenn der Regen in Bindfäden sich aus den Wolken in diese Nacht hinein abseilt, stehe ich vor dem Tor, auf dem eine Frau einen vierspännigen Kremser gen Sonnenaufgang lenkt und zwischen dessen Säulen ich auch nach vierundzwanzig Jahren noch immer ungläubig fasziniert hindurch schreite und staune. Staune wie ein kleines Kind, das einen hell glänzenden Christbaum bewundert. In stiller Erwartung des Wunders dieser einzigartigen Nacht.
Und der Zauber hat mich eingefangen. Sprachlos gemacht. Weltentrückt. Mit großen Augen. Weitem Herzen. Stehe ich und kann nichts als lachen. Aus ganzer Seele lachen. Lichterspektakel an jeder Fassade. Gigantenfische. Regenbögen in die Nacht gemalt. Funkelnde Laserlicht-Autos, für die die Hauswände Startbahnen in meine Fantasie sind.

In diesem Moment ist mein Glaube, ich vermöge die Welt zu umarmen, schier unermesslich. Denn in diesem Moment bin ich einfach nur glücklich. Kein Zweifel, kein „Was wäre wenn…“, kein Sehnen, kein Vergleichen, das mein Glücksempfinden von einem Augenblick auf den nächsten hätte in Unzufriedenheit wandeln können. Ausgehebelt aus Zeit und Raum. Pures Empfinden. Pures Sein. Leben pur!

Einfach nur überwältigt sein. Wie selten gelingt uns das? Wie abgeklärt gehen Eindrücke oft unbeeindruckt an uns vorüber, schleichen Sinnlichkeiten sinnentleert, weil stumpf verlogen und tot geschwiegen, durch unsere Tage. „Kenn ich. Alles schon gesehen. Nix Besonderes.“ Sich hinreißen lassen, ist out. Coolness ist in. Denn wer mit leuchtenden Augen staunt, outet sich am Ende als naiv. Bietet Ecken, an denen glatt gestriegelte Ansichten sich stoßen. Weil ihnen das Verstehen fehlt. Und die Muße.

Aber soweit habe ich es noch nicht gebracht. Denn noch entspringen ungebändigte Glücksgefühle wie Lilienblüten dem Purpur in meinem Bauch. Überfluten die Straßen in meinem Inneren. Splittern in sattem Rot, kräftigem Blau und saftigem Grün in meinen Gedanken. Lichterfontänen an Herzwände geworfen. Es sind Bilder wie an diesem Abend, die in ihrer Spontanität und ihrer Intensität meine Seele streicheln. Und mein Leben mit leuchtend bunten Blumen auskleiden.

2 Kommentare zu „Lichterfontänen

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